Willow ist 14.5 Jahre alt…über 100 Menschenjahre
Liebe Hundefreunde,
Es fällt mir schwer darüber zu schreiben, aber….meine, unsere Willow wurde Anfang Mai stolze 14 Jahre alt. Wahnsinn wie die Zeit vergeht und krass, dass Sie umgerechnet in Menschenjahre jetzt über 100 ist!
Ganz ehrlich, bis in den vergangenen Sommer verdrängte ich diese Tatsache täglich. Ich ignoriere, dass der Regenbogenbrücke-Moment mit Willow schon so nahe ist und rede mir ein, dass sie bestimmt noch etliche Jahre mit uns durchs Leben geht. Es macht mich fix und fertig, zu sehen wie sich ihr Körper nun abbaut. Es macht mir Angst zu wissen, dass sich ihr Gesundheitszustand schlagartig verschlechtern könnte und ich plötzlich entscheiden muss, wann sie gehen darf.
Innerlich hoffe ich, dass sie mir diese Entscheidung einfach abnimmt und von sich aus in Frieden einschläft. Wer wünscht sich das nicht für jedes Lebewesen ? Zur Zeit sage ich ihr am Abend “Gute Nacht” mit dem Gefühl: “Ich weiss nicht wie oft ich dich noch in die Gute Nacht streicheln werde”.
Vor rund 9 Monaten habe ich ihre Inkontinenz Tabletten infolge signifikanter Nebenwirkungen wie Herzrasen abgesetzt. Seither geht es ihr besser aber auf den Spaziergängen merke ich, wie müde sie ist. Auch merke ich, wie sie manchmal orientierungslos dasteht und es kommt mir vor, als hätte sie in diesen Momenten ganz plötzlich vergessen, dass sie mit mir auf der gewohnten Runde ist.
Letztens hat sie Enten, welche nur 2 Meter von ihr entfernt standen einfach nur angestarrt. So wie: Diese Wesen kommen mir bekannt vor aber von wo kenne ich die ? Willow ist früher Enten bis mitten in die reisende Aare nachgeschwommen. Ihre altersbedingte kognitive Degeneration ist in unserem Alltag sehr präsent !
Signifikant bei Willow ist ihre Körperfitness. Nach wie vor schlank und athletisch, wunderschönes weiches Fell, keine Allergien oder Unverträglichkeiten, keine unangenehmen Hundekörpergerüche, absolute Darmgesundheit mit beeindruckender Regelmäßigkeit für einen alten Hund. Auch mit den Zähnen hatten wir bis heute keine Probleme. Als ich letztens bei meiner neuen Tierärztin war meinte sie nur WOW…aber die Demenz ist ein schwieriger Punkt und denn behandeln wir nun mit Durchblutungssteigernden Mitteln.
Es gibt viele herzberührende Momente! Zum Beispiel, wenn Sie verloren und orientierungslos in der Wiese steht und dann kommt Aari daher. Sie schaut ihn an, ihre Augen beginnen zu leuchten und dann läuft sie ihm nach, ja manchmal rennt sie sogar. Er ist so wichtig für sie. Christian wie ich haben oft den Eindruck, dass sie primär wegen Aari noch gewillt ist weiter zu machen. Er löst in ihr völlige Freude, Motivation und irgendwie Aufgabe fürs Leben aus.
Bitte versteht mich richtig: Es ist nicht schlimm wenn Willow über die Regenbogenbrücke abwandert. Das gehört zum Leben mit dazu. Schlimm wäre. wenn ich daraus ein Drama kreieren würde basierend auf meinem Ego. Hunde, Tiere generell, nehmen den Tod ganz anders als wir Menschen. Sie gehen einfach wenn die Zeit gekommen ist ohne grosses Geplänkel. Sie spüren und akzeptieren…und dann nimmt der Sterbeprozess seinen Lauf.
Leider wird heute der ganze Sterbeprozess bei Mensch- wie auch Tier nicht mehr so angenommen wie er angenommen werden sollte. Heutezutage wird nicht mehr an der sogenannten “Altersschwäche” gestorben sondern an wuchernden Krankheiten. Altersschwäche ist und war doch immer schon ein Mix aus körperlicher Degeneration und dadurch bedingtem Zerfall der notwendigen Körperfunktionen. Wir haben für den Sterbeprozess kein Gefühl, Spirit, Hingabe und Mut mehr ! Wir greifen ein mit Medikamenten und fragen uns nicht einmal ob die allfälligen Nebenwirkungen des Mittels uns nicht vielleicht einer notwenigen, letzten Erfahrung, nämlich das verlassen dieser Welt, berauben.
Alle rufen immer sofort: Ja aber ein Tier sollte keine Schmerzen haben wenn es stirbt. Wer weiss den schon wie gross die Schmerzen eines sterbenden Tieres sind ausser es tut dies mit Lautäusserungen lautstark kund ?! Ich hatte schon oft den Eindruck, dass Tiere Schmerzen ganz anders regulieren können als wir Menschen da sie viel mehr instinktiv auf das Überleben / den Moment fokussieren als den Schmerz.
Muss ich mich damit auseinandersetzen was ich tue, wenn das Leben für Willow wirklich nur noch Mühe bedeutet oder vertraue ich auf ihre natürlichen Instinkte und lasse sie diesen Prozess durchmachen und greife nur in aller höchster Not ein ? Mit Not meine ich, wenn sie plötzlich wirklich nicht mehr gehen könnte, ihre Augen mir sagen würden: “Jetzt ist Zeit”. Man merkt es mir vielleicht nicht an aber es ist sehr schwer für mich an diese “Notsituation” überhaupt zu denken, denn ich möchte ihr Leben nicht mit einer giftigen Spritze beenden.
Ein weiterer schwieriger Punkt ist, dass Sie nur wenige Tierärzte mochte. Zum Beispiel die alte Garde von der Tierklinik West in Interlaken, Herr Löhrer und Herr Stählin (ein Hoch auf die beiden !). Da war sie immer geborgen und vertraute. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich Sie zum Tierarzt bringe und ihr Leben beende Leute, ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Dazu kommt, dass ich noch nie für einen Tiergefährten eine solche Entscheidung treffen musste. Willow ist die erste obwohl ich schon mit vielen Tieren seit Kind in Kontakt & Beziehung war.
Deshalb manifestiere und bete ich, dass Willow, meine Balkan-Wölfin, selbst entscheidet wann sie über die Regenbogenbrücke gehen will und dann einfach geht. Sie ist ein Alfatierchen und irgendwie wünsch ich ihr den letzten Willen, die letzte Selbstbestimmung wie es auch in der freien Natur passieren würde.
Dieser Winter gehört meiner Familie, meinen Rudelmitgliedern. Ich will meine Willow begleiten und die letzte Meile mit ihr gehen. Ihr Geborgenheit durch Präsenz geben, damit wir dann bereit sind Alfa-Wölfin abwandern zu lassen…obwohl ich denke, dass ich das nie ganz schaffen werden !
Herzensgruss
Andrea
Please note: No Chat GPT use in my text!